Diözese Eisenstadt

 

Familie im Mittelpunkt

Zum Thema "Herausforderungen in der Ehe- und Familienpastoral" trafen sich zahlreiche ExpertInnen beim Symposium in Zagreb. (Kathpress, 26.4.04)

2.000 bei Zagreber Katholikentags-Messe

Vor dem Gespräch mit den österreichischen Journalisten hatte Kardinal Bozanic in der Zagreber Kathedrale gemeinsam mit Bischöfen aus Österreich, Ungarn und der Tschechischen Republik einen großen "Mitteleuropa-Festgottesdienst" mit rund 2.000 Gläubigen gefeiert.
Der Gottesdienst bildete den Abschluss des Katholikentags-Symposions "Familie - Im Mittelpunkt von Kirche und Gesellschaft". Zu den österreichischen Referenten bei der internationalen Tagung gehörten der Feldkircher Diözesanbischof Klaus Küng und der Wiener Moraltheologe Prof. Gerhard Marschütz. Veranstalterin war die Kroatische Bischofkonferenz in Kooperation mit den Bischofskonferenzen mehrerer Katholikentagsländer, darunter Österreich.

Bischof Küng sagte bei dem Symposion, im Bereich der Familienpastoral würden heute europaweit ähnliche Entwicklungen registriert: starke Zunahme der Lebensgemeinschaften, Rückgang der Eheschließungen, insbesondere der kirchlichen, zu geringe Kinderzahl und hohe Scheidungsraten. Andererseits bestätigten zahlreiche Umfragen, dass fast alle Menschen, auch die Jugend, eine glückliche und dauerhafte Familie anstrebten und als hohen Wert ansehen. Die besten Chancen zu einem Gelingen biete eine auf der sakramentalen Ehe aufgebaute Familie.

Küng hob hervor, dass die heute weit verbreitete Bindungsangst, das Absinken der Glaubenspraxis und des religiösen Grundwissens das bisherige kirchliche Angebot für Ehen und Familien nicht mehr "greift". Neue pastorale Wege müssten entwickelt werden. Es müsse auch gelingen, den Menschen die wahre Bedeutung von Sexualität nahe zu bringen, die nicht bloß ein Konsumartikel, sondern "etwa Kostbares und Heiliges" sei. Auch die Probleme der Geschiedenen und wiederverheirateten Geschiedenen müssten der Kirche ein wichtiges Anliegen sein.

Bevölkerungsrückgang hat Folgen

Die kroatischen Referenten bei dem Symposion - darunter der Soziologe Gordan Crpic - wiesen auf die dramatischen Auswirkungen eines Bevölkerungsrückgangs hin. Crpic sagte, die Bevölkerung Kroatien sei zwischen 1991 und 2001 von 4,8 Millionen auf 4,3 Millionen zurückgegangen. Die Zahl der Geburten lag 1986 noch bei mehr als 60.000, 1991 bei mehr als 51.000 und 2000 nur mehr bei 43.700. Die Geburtenrate liege heute bei 1,36 pro Frau, während für den Erhalt der Bevölkerungszahl 2,1 notwendig wären. In Ostkroatien (Slawonien) gebe es ländliche Gebiete, in denen nur mehr Alte und Arme lebten. In die Infrastruktur werde nicht mehr investiert; zudem fehlten dem Staat die Mittel, um in Arbeitsplätze zu investieren und eine Trendumkehr in die Wege zu leiten.

Der Wiener Moraltheologe Gerhard Marschütz betonte, in Europa bestehe eine Diskrepanz zwischen "zu wenigen 'neuen Männern' und zu vielen 'neuen Frauen'. Aus soziologischer Sicht liege hierin ein zentraler Grund für den Rückgang der Kinderzahl und für die Instabilität heutiger Ehen. Gesamtgesellschaftlich fehle noch immer die Neubewertung - das heißt substanzielle Aufwertung und soziale Anerkennung - familiärer Fürsorgetätigkeit. Familie dürfe nicht mehr länger als "frauenzentrierte", sondern als "elternzentrierte" Aufgabe begriffen werden.

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