Diözese Feldkirch

 

Katholikentag: "Die Geschichte verpflichtet zur Verantwortung"

Internationales Symposion in Sarajevo setzte sich mit den Märtyrern des 20. Jahrhunderts in den Teilnehmerländern des Mitteleuropäischen Katholikentags auseinander - Friedensstiftender Aspekt des christlichen Martyriums unterstrichen (Kathpress, 9.11.03)

Die Geschichte verpflichtet zur Verantwortung": Diese Überzeugung prägte ein zweitägiges internationales wissenschaftliches Symposion in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, das den Märtyrern und Glaubenszeugen aus den acht Teilnehmerländern des Mitteleuropäischen Katholikentags gewidmet war. Nach der Eröffnung durch den Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, verwies Bischof Maximilian Aichern als Leiter der österreichischen Delegation auf die Worte Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch in Mauthausen 1988: "Allzu schnell habt Ihr auf diese Hölle vergessen!" Der Linzer Diözesanbischof erinnerte auch an das Seligsprechungsverfahren für den Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter und dessen Zeugnis für die Menschenwürde und das christlich gebildete Gewissen.

Kirchenhistoriker mehrerer Länder untersuchten bei der Tagung die verschiedenen Arten der Verfolgung und die entsprechenden Formen des Glaubenszeugnisses der Katholiken und der Christen anderer Konfessionen. Vom "stillen Martyrium" in der früheren CSSR - kompetent dargestellt vom jungen polnischen Kirchenhistoriker Bogdan Pelc (in Prag tätig) - reicht über die dramatische Geschichte Polens und Ungarns ein weiter Bogen bis zu den grauenhaften Gewaltakten gegen Priester und Ordensschwestern, die am Ende des Zweiten Weltkriegs im ehemaligen Jugoslawien verübt wurden.

Die Situation der Märtyrer und Glaubenszeugen unter dem Nationalsozialismus analysierte der Wiener Pfarrer und Kirchenhistoriker Jan Mikrut, der auch Herausgeber der eben vollendeten zehnbändigen Reihe "Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs" ist. Nach Mikruts Angaben starben allein in Dachau 1.393 katholische Priester aus Polen. Papst Johannes Paul II. hat anlässlich des Heiligen Jahres 2000 den Anstoß zu einer intensiveren Beschäftigung mit den christlichen Märtyrern der Moderne gegeben und viele Bischofskonferenzen - darunter die Österreichische als eine der ersten - sind dieser Aufforderung durch die Erstellung eines "Martyrologiums" nachgekommen, wie Mikrut unterstrich.

Inhaltlicher Höhepunkt des Symposions war das Referat der jungen kroatischen Ordensfrau und Theologin Veronika Nela Gaspar über das Martyrium als "Zeugnis der Liebe nach dem Vorbild Jesu Christi". Gestützt auf biblische und patristische Quellen arbeitete sie heraus, dass christliches Martyrium etwas anderes bedeutet als das bloß passive Erleiden eines gewaltsamen Todes. "Ein Märtyrer ist derjenige, der sein Leben aus Treue zum Zeugnis Jesu hingibt. Der Tod steht im Dienst dieses Zeugnisses, isoliert für sich wird er nicht betrachtet", betonte die Ordensfrau, die in Zagreb als Assistentin für dogmatische Theologie tätig ist.

Die Theologin unterstrich in Sarajevo den friedensstiftenden Aspekt des christlichen Martyriums: "Der Märtyrer stirbt nicht für die Vertiefung des Hasses, sondern für die Wiederherstellung der Liebe". Gerade weil es - menschlich betrachtet - als Torheit und Tragödie gilt, sei das Martyrium ein Zeugnis dafür, "dass alles, was aus Liebe getan wird, Bestand hat": "Die Liebe ist stärker als der Tod". Aber der christliche Märtyrer wähle den Tod nicht, er nehme ihn auf sich, um Jesus die Treue zu halten.

Am Rande des Symposions berichtete der neue bosnische Caritasdirektor Pero Brkic von der weiterhin dramatischen Situation der rückkehrwilligen kroatischen Flüchtlinge, die in der Republika Srpska keine Lebensgrundlage haben. Da die katholische Kirche Bosniens nach wie vor sehr arm ist, sei die Caritas nicht in der Lage, diesen Menschen aus eigener Kraft zu helfen, obwohl es an Ideen und Projekten nicht fehle.

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