Diözese Eisenstadt

 

Gesellschaft und Wirtschaft im Umbruch

Das Symposium in Puchberg beschäftigt sich mit der Stellung der Kirche sowie ihrem Handeln in der Gesellschaft vor dem Hintergrund der Erweiterung der EU und den massiven gesellschaftlichen Umbrüchen. (Beiträge von Kathpress)

Aichern: Christus war und ist Hoffnung Europas

Die Länder Mitteleuropas rücken zusammen; die Kirche will Augenmerk darauf legen, dass dieser Integrationsprozess auch auf der kulturellen, sozialen und menschlichen Ebene fruchtbar vorangeht, betonte der Linzer Bischof Maximilian Aichern in seinen Eröffnungsworten zum Symposion. Die am Mitteleuropäischen Katholikentag beteiligten Länder würden sich dafür auf ihre gemeinsamen christlichen Wurzeln besinnen. Auch in den pluralistischen Gesellschaften im heutigen Europa dürfe die "christliche Seele" nicht fehlen, so der Bischof, "denn Christus war und ist die Hoffnung Europas".

Armutsbekämpfung und -vermeidung muss ein ausdrückliches Ziel der Politik sein: Diesen Anspruch formulierte der Erzbischof von Dublin und frühere Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ("Iustitia et Pax"), Diarmuid Martin. Die Brosamen, die - wie es in der Bibel heiße - vom Tisch der Reichen fallen, seien nicht genug. Es gehe darum, "Menschen zu ermöglichen, ihre Bestimmung zu leben". Armut zu bekämpfen, sei somit eine Nagelprobe für Christen auch im zukünftigen Europa. Martin unterstrich, er sei kein Gegner der Marktwirtschaft, diese brauche jedoch einen ethischen und sozialpolitischen Rahmen, damit die Schwachen nicht unter die Räder kommen. Die Kirche solle nicht unbedingt die "Stimme der Armen" sein, so der Erzbischof; besser sei es, die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen, ihnen Plattformen zur Verfügung zu stellen, auf denen sie Subjekte ihres eigenen Schicksals sein können.

"Kirche muss ihr strukturelles Problem mit den Frauen bewältigen"

Gesundheitsministerin Rauch-Kallat plädiert bei internationalem Symposion des Mitteleuropäischen Katholikentags für kirchlichen Einsatz zu Gunsten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - "Ohne Kinder gibt es keine Zukunft"

Wenn die Kirche eine positive Rolle in der Bewältigung des gesellschaftlichen Umbruchs in Europa spielen will, muss sie ihr "strukturelles Problem mit den Frauen in der Kirche lösen". Dies betonte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat beim internationalen Symposion des Mitteleuropäischen Katholikentags über die "Kirchliche Mitwirkung am Zukunftsprojekt Europa" in Wels. Zukunftsbewältigung könne nur "mit" den Frauen bewältigen. Die Ministerin appellierte zugleich an die Kirchen, mitzuhelfen, dass der Gesellschaft die "Balance zwischen Leben und Arbeit" und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Anliegen wird. Wörtlich meinte die Politikerin, berufstätige Mütter dürften nicht täglich dem "Spießrutenlauf des Zeitmanagements" zwischen Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz und Haushalt ausgesetzt sein.

Grundsätzlich betonte Rauch-Kallat die Unverzichtbarkeit der Kirchen als Stimme für mehr Gerechtigkeit in der Welt. Christ sein bedeute heute, an der Seite der Gerechtigkeit zu stehen, so die Ministerin bei dem internationalen Symposion im Bildungshaus Puchberg bei Wels. Weltweit sei die Kirche eine Bewegung für "ein Mehr an Emanzipation" und "ein Mehr an Freiheit". Die anfangs nicht unumstrittene "Option für die Armen" sei zum "sozialen Imperativ" für die Kirche geworden, das Evangelium sei eine "globale Botschaft für die Freiheit". Rauch-Kallat würdigte die Initiative des Mitteleuropäischen Katholikentags und erinnerte daran, dass in den Jahren vor 1989 und auch im Jahr der großen demokratischen Revolution bei den mitteleuropäischen Nachbarn die Kirchen "den entscheidenden Beitrag dazu geleistet" hätten, dass es eine Revolution ohne Gewalt war.

Um so mehr formulierte Rauch-Kallat ihren Wunsch nach einer "objektiv starken" und nicht "schwächelnden" Kirche in Mitteleuropa, die eine "breite Bewegung" darstellen müsse. Dass dies nicht so recht gelinge, liegt laut Rauch-Kallat "auch daran, dass wir Frauen in dieser Kirche nicht genügend repräsentiert sind". Damit habe für viele Frauen das Christ sein "keinen Sitz im Leben". Gerade die Rolle der Frauen mache aber heute einen Großteil der gesellschaftlichen und der wirtschaftlichen Veränderungen in der europäischen Zivilisation aus. Die Ministerin verwies darauf, dass auch beim Symposion in Puchberg nur "ganze zwei Frauen" eingeladen wurden, Statements abzugeben. Man könne aber nicht glaubwürdig drei Tage lang über den Umbruch in Gesellschaft und Wirtschaft in Europa nachdenken, "ohne die Erfahrungen von Frauen zu Wort kommen zu lassen".

Im Hinblick auf die Sozialpolitik betonte Rauch-Kallat, dass diese Politik immer ein Gesicht haben müsse. Maßstab des politischen Handelns und der politischen Analyse müsse der "konkrete Mensch in der jeweiligen Lebenssituation" sein. Sozialpolitik habe aber auch eine ökonomische Dimension. Daher bildeten Sozialsystem und Wohlstand einer Gesellschaft "eine untrennbare Einheit".

Die hohe Qualität des österreichischen und europäischen Sozialsystems sei eine "Stärke und ein "Wettbewerbsvorteil" gegenüber anderen globalen Wirtschaftsräumen, betonte die Gesundheitsministerin, die aus der Katholischen Jugend kommt. Allerdings müsse man seine "Hausaufgaben" machen und die Kosten des Sozial- und Gesundheitssystems in den Griff bekommen. Die EU-Wohlfahrtsstaaten - so Rauch-Kallat - bräuchten ein stabiles Wirtschaftswachstum zur Sicherung der Arbeitsplätze. Und sie bräuchten mittelfristig wieder steigende Geburtenraten. Nur so bleibe langfristig die Einnahmenseite des Solidarsystems finanzierbar.

Auch sei die kostensteigernde Realität einer alternden Gesellschaft in Europa zu meistern. Im Jahr 2001 lebten allein in Österreich 1,72 Millionen Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren. Für das Jahr 2041 erwarte man 2,85 Millionen. Um so mehr müssten die Europäer "endlich aufwachen" und erkennen: "Ohne Kinder gibt es keine Zukunft".

Katholikentag: Gläubige der Teilnehmerländer lernen voneinander

Pastoraltheologe Zulehner: Kirche ist "antitotalitär", weil Religion den Menschen dem Zugriff totalitärer Systeme entzieht - Dubliner Erzbischof Martin: Marktwirtschaft braucht ethische Rahmenbedingungen.

Katholiken westlich und östlich des einstigen "Eisernen Vorhangs" können voneinander lernen und sich gemeinsam konstruktiv in den europäischen Einigungsprozess einbringen: Das betonte der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner am Donnerstag beim Katholikentags-Symposion zum Thema "Gesellschaft und Wirtschaft im Umbruch - Kirchliche Mitwirkung am Zukunftsprojekt Europa" im
Bildungshaus Puchberg bei Wels. In Österreich habe nach dem Hitlerfaschismus eine moderne Freiheitsgesellschaft tradierte Religiosität und Kirchlichkeit in Frage gestellt, in den östlichen Nachbarländern habe ein "kommunistischer Infarkt" die religiöse Kultur beschädigt, so Zulehner. Jetzt gelte es, die Chancen und Grenzen dieser Erfahrungen gemeinsam im neuen Europa zu verwerten.

An dem dreitägigen Symposion nehmen Vertreter aller acht am Mitteleuropäischen Katholikentag beteiligten Länder teil, darunter die Bischöfe Franjo Komarica (Bosnien), Ivan Devcic (Kroatien), Tamas Szabo (Ungarn), Frantisek Lobkowicz (Tschechien), Frantisek Rabek (Slowakei) sowie als Gastgeber der Linzer Bischof Maximilian Aichern und als Referent der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin.

Die Zerstörung überkommener Kirchenorganisation durch den Kommunismus und die damit verbundene gesellschaftliche Ohnmacht und Armut der Kirche führte nicht zu ihrem Ende, so lautet nach den Worten Zulehners eine der "Lektionen", die der Westen vom Osten lernen kann. Es habe sich gezeigt: Kirche regeneriert sich unter äußerem Druck von innen - "von Bibel und Altar her". Auch in Zeiten der Bedrängnis würden "Netzwerke des Glaubens" wachsen und gebe es entschiedene Christen. Freilich habe sich auch gezeigt: Die Kirche braucht "Instrumente der Einmischung", ohne sie bleibt die gesellschaftliche Präsenz der Kirchen blass. Was man vom "Osten" nicht lernen dürfe, sei die allzu starke Konzentration auf die Priester und der Hang zur "Flucht ins Ghetto".

Dennoch: Die Geschichte der heutigen Reformstaaten zeige, dass die Kirche "antitotalitär" ist, weil Religion den Menschen dem Zugriff totalitärer Systeme entzieht, betonte der Wiener Pastoraltheologe. Die manchmal als "nutzlos" eingestufte Spiritualität und Anbetung sei somit politisch brisant. Auch im Westen gibt es nach der Einschätzung Zulehners "totalitäre Versuchungen" - sei es im Konsum, in der Forschung, Medizin oder in der Verwaltung. Religion verleihe demgegenüber ein Widerstandspotenzial.

Vom "Westen" könnten die Nachbarn im "Osten" eine an die heutige Freiheitskultur gewöhnte kirchliche "Innenarchitektur" lernen, wie Zulehner sagte. Damit gemeint seien etwa das "noch nie so große" Engagement von Laien und die Einbindung von Frauen auch in Verantwortungspositionen der Kirche. Es gebe etwa durch Caritas, Orden usw. eine starke gesellschaftliche Einmischung der Kirchen. Problematisch sei umgekehrt ein "getrübtes Kirchengefühl", dass sich oft in Jammerei äußert und eine verbreitete "Selbstsäkularisierung" auch der Christen. Die pluralistische Ausrichtung der Gesellschaft mache es den Kirchen aber auch nicht leicht: Unter diesen Bedingungen freie Glaubensentscheidungen zu fördern, ist nach Meinung Zulehners noch viel schwieriger als unter politischer Verfolgung.

Glaube verlangt nach sozialer Verantwortung

Glaube ist nicht nur eine Sache der Innerlichkeit, er verlangt auch nach sozialer Verantwortung: Das unterstrich der Leiter der Katholischen Sozialakademie (ksoe), P. Alois Riedlsperger, in seinen Ausführungen über "Perspektiven der Sozialverkündigung". Sozialverkündigung sei die Übersetzung des Glaubens in eine bestimmte Situation hinein: "Sie steht in der Tradition der Propheten Israels und der Bergpredigt Jesu" und gehe vom Bild eines Gottes aus, "der diese Welt leidenschaftlich liebt und für Gerechtigkeit eintritt". Vor dem Hintergrund dieser Überlieferung steht die Kirche laut Riedlsperger immer wieder vor selbstkritischen Fragen: Weckt Glaube Fantasie und die Bereitschaft zum politischen Engagement oder ist er zur bürgerlichen Religion geworden, "angepasst, bequem, ungefährlich". Zugleich hob der ksoe-Direktor hervor, dass die eigene soziale Praxis der Kirchen die Glaubwürdigkeit im gesamtgesellschaftlichen Engagement bestimmt.

Riedlsperger skizzierte an den Beispielen des Sozialhirtenbriefes der katholischen Bischöfe von 1990 und dem ökumenischen Sozialwort von 2003, wie die Sozialverkündigung in Österreich konkret wurde: Als besonders innovativ hob er dabei die beiden Texten vorangegangene Erarbeitungsphase mit jeweils breiten öffentlichen Diskussionen hervor. Die Kirche müsse sich immer wieder - als Beispiel nannte Riedlsperger die Asylpolitik - auch der Kritik von außen aussetzen und das Risiko "nicht immer unfehlbarer" Beiträge eingehen. Viel schlechter sei es, zu Missständen zu schweigen. Zur aktuellen Debatte über Steuerpolitik meinte der katholische Sozialwissenschaftler, sie müsse einen leistungsfähigen Sozialstaat ermöglichen: "Ein schlanker Staat ist kein Selbstzweck".

Ein pessimistisches Bild einer europäischen Gesellschaft, in der Relativismus der höchste Wert ist und Zynismus als "Lachen über die Wahrheit" unter Intellektuellen verbreitet sei, zeichnete der belgische Sozialethiker Prof. Johan Verstraeten (Löwen) in seinem Vortrag. Er sprach wörtlich von einer kulturell einebnenden "Cocacolonisierung" der Welt und beklagte einen "Emotivismus", der moralische und ethische Auffassungen als rein subjektive Vorlieben deutet. Vom Geist der christlich geprägten Gründerväter der Europäischen Union, die Staaten wirtschaftlich so verweben wollten, dass aus ehemaligen Feinden dauerhaft Freunde werden, sei nicht viel geblieben, so Verstraeten.

Dennoch stehe christliche Ethik nicht auf verlorenem Posten, sofern sie ihren Standpunkt mit rationalen Argumenten in den öffentlichen Diskurs einbringt. Auch Subsidiarität sei als eine der tragenden Säulen der katholischen Soziallehre maßgeblich in die EU-Philosophie eingeflossen, "weil sie vernünftig ist". Zugleich sollten Visionen einer wünschenswerten Entwicklung formuliert werden, um im Sinne des Märtyrer-Erzbischofs Romero "Propheten für eine Zukunft sein, die nicht unsere eigene ist".

Aichern: Freier Sonntag bildet Solidaritätsgrundlage der Gesellschaft

Linzer Diözesanbischof bei Katholikentags-Symposion in Puchberg: Breite Mehrheit will Beibehaltung des arbeitsfreien Sonntags

Den Wert des arbeisfreien Sonntags für die gesamte Gesellschaft hat der Linzer Bischof Maximilian Aichern beim Katholikentags-Symposions zum Thema "Gesellschaft und Wirtschaft im Umbruch" in Wels unterstrichen: "Der Sonntag verhindert, dass unser Leben zu einer 'gleitenden Arbeitszeit' und zu einer lückenlosen Einkaufszeit wird". Wer am Sonntag rüttelt, bewirke, dass die Solidaritätsgrundlagen der Gesellschaft auf dem Spiel stehen. "Wenn Familien, Haushalte, Gruppen und Gemeinschaften systematisch überfordert werden, versiegen ihre Quellen", warnte Aichern. Darunter würde nicht nur der soziale Zusammenhalt leiden, sondern auch die wirtschaftliche Leistungskraft und die politische Integration. Aichern betonte, dass das Engagement der Kirche nicht darauf beruhe, dass sie "eigene Pfründen sichern" will, es gehe vielmehr um das Wohl und Glück der Menschen. Der Bischof wies darauf hin, dass er sich in dieser Frage der Zustimmung von drei Viertel der Bevölkerung sicher sein kann: So viele befürworteten die Beibehaltung des Sonntags als gemeinsamen arbeitsfreien Tag - unabhängig von ihrer religiösen Einstellung.

Der Linzer Bischof und Proponent der österreichweiten "Allianz für den freien Sonntag" wies darauf hin, dass die Sieben-Tage-Woche einer der ältesten Lebensrhythmen der Menschheit sei. Das grundlegende
Gebot aus dem Alten Testament sei "wohl das älteste Sozialgesetz der Menschheit". Im Vordergrund stehe zuerst ein sozialer Aspekt, nämlich die Erholung. Dazu sei ein religiöses Motiv als Begründung gekommen: Die Heiligung des Sabbat durch Gott. Seit Kaiser Konstantin gebe es den Sonntag als öffentlich anerkannten arbeitsfreien Tag. Würde diese Tradition ausgehöhlt, wäre dies nach den Worten Aicherns gleich bedeutend mit fortwährendem Stress und Fremdbestimmung.

Interessenausgleich durch Sozialpartnerschaft

"Kooperative Modelle des Interessenausgleichs und der Sozialpartnerschaft" standen im Mittelpunkt der Statements von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und ÖGB-Präsident Fritz Verzetnisch im Rahmen des Katholikentags-Symposions. Angesichts der gegenwärtigen Umbrüche z.B. durch die Globalisierung oder durch neue Technologien müsse ein kleines Land wie Österreich weiterhin seine Kräfte bündeln. Die Sozialpartnerschaft stehe für eine bewährte Tradition, die Menschen zusammenzuführen und nicht zu polarisieren.
Österreich habe gerade in der jetzigen Situation der EU-Erweiterung die Chance, an seine historischen Wurzeln gegenüber den Nachbarstaaten anzuknüpfen und solidarisches Denken in die "Wertegemeinschaft" Europa einzubringen.

Zur Frage des arbeitsfreien Sonntags betonte der Wirtschaftskammer-Präsident, er unterstütze die Bemühungen von Bischof Aichern "voll und ganz". Er schätze die Sonntagsruhe, die er "ganz traditionell" im familiären Kreis verbringe, überaus als Ausgleich.

Als "Modell der Kontinuität im Wandel" bezeichnete ÖGB-Präsident Verzetnisch die österreichische Sozialpartnerschaft. Die Bezeichnung "Nebenregierung" sei ebenso falsch wie die Vorstellung einer "Just-in-time"-Organisation, die immer da sein soll, wenn man sie braucht, aber sonst nicht im Weg stehen soll. In Österreich seien große Erfolge dieses Interessenausgleiches zu verzeichnen. Neben den manchmal durchaus konfliktträchtigen Verhandlungen auf höchster Ebene braucht es laut Verzetnitsch auch eine funktionierende betriebliche Ebene der Sozialpartnerschaft. "Ein kooperatives Modell funktioniert nur dann, wenn es auch Menschen gibt, die danach handeln", schloss Verzetnitsch.

Politik "muss mehr sein als Management"

Die obersten Prinzipien der Europäischen Union und die christliche Botschaft decken sich im Kern: Beide wollen Frieden für die Menschen auf Erden. Das sagte der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer beim abschließenden Empfang im Oberösterreichischen Landhaus. Die Politik brauche religiös orientierte Menschen für ihre Werte und Zielvorstellungen, so wie auch die Gründungsväter der EU christlich ausgerichtet waren. Politik müsse mehr sein als Management, ohne Prinzipien sei Politik nichts als "geistige Heimatlosigkeit".

Pühringer forderte die Kirche dazu auf, eine aktive politische Rolle abseits von Parteipolitik zu übernehmen und eine "gesellschaftspolitische Wächterfunktion" auszuüben. Der Landeshauptmann betonte, dass Österreich und seine Nachbarländer im Osten eine gemeinsame Verwurzelung im Christentum und Humanismus verbinde. Vielerorts rege sich der "Ungeist des Nationalismus" als Reaktion auf das kommunistische Joch. "Hier ist die Kirche gefordert", sagte Pühringer. Katholisch sein im besten Sinn des Wortes bedeute, offen und grenzüberschreitend zu wirken. Pühringer würdigte den Mitteleuropäischen Katholikentag, durch den die Kirche am Vorabend der EU-Erweiterung eine Vorreiterrolle einnehme.

Christentum und Wirtschaft würden oft als Widerspruch gesehen, dies sei jedoch letztlich eine dualistische Sicht der Welt und somit falsch, betonte Prälat Wilhelm Neuwirth vom Stift St. Florian bei dem Empfang. Er sprach sich für eine Kirche aus, die in und nicht neben der Welt wirkt. Echtes Aggiornamento im Sinne von "Das Evangelium so verkünden, dass es auch heute verstanden werden kann" solle es auch im Bereich der Wirtschaft geben. Die Diözese Linz bemühe sich um Brückenschläge zur Wirtschaft durch das "Forum Christ und Wirtschaft" und die "Plattform Kirche und Wirtschaft", so Neuwirth.

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