Diözese Graz-Seckau

 

Schlusserklärung

Der Gedanke des gemeinsamen Europas, wo jene Barrieren, die dem freien Austausch von Ideen, Menschen und Gütern im Wege standen, beseitigt wurden, ist nur dann realisierbar, wenn es gelingt, ein Europa gemeinsamer Werte zu schaffen. (Abschlusskommuniqué des Symposions "Wie werden wir morgen leben?" (12.-13.3.2004 in Brünn)

Gemeinsame Werte im Bereich der Menschenrechte und Menschenwürde, der Bürgerinitiativen, ökonomischer Regeln, aber vor allem geistiger und geistlicher Werte, die jeden Einzelnen sowie die Gesellschaft als Ganzes zur Realisierung der anderen Werte motivieren. In der europäischen Tradition sowie in der derzeitigen Situation finden wir keine Institution, in der die Entwicklung und Weitergabe von Werten besser gelingt als in einer funktionsfähigen und prosperierenden Familie. Solche Familien sind im Stande, das Humanvermögen, aus dem die weiteren Werte hervorwachsen, zu schaffen; sie sind fähig, das Humanvermögen der neuen Generationen zu übergeben und kann es auch unter weniger günstigen Bedingungen vermehren. Dies hat aber seine Grenzen und wir stellen fest, dass man auch die Familien nicht unendlich belasten kann. Überall werden heute Stimmen laut, die nach wirksamer Unterstützung für diese fundamentale Institution unserer Zivilisation rufen. Die Förderung der Familie wird schrittweise zum wichtigen Bestandteil des ‚Umweltschutzes’. Es ist spezifisch, dass jeder, der in einer funktionsfähigen Familie lebt, seine eigene Identität und den Sinn seines Lebens findet.

Unser Symposion widmete sich auch den Fragen des Alterns in unserer Zivilisation, des Zwecks der Familie, den Prinzipen der Familienunterstützung, des Wertes des Kindes und den die Familie beeinflussenden Umständen. Wir sind überzeugt, dass man das gesellschaftliche Interesse an einer Förderung der Familien klarer artikulieren müsste, dass die Massnahmen zu Gunsten der Familie einen komplexen Charakter haben und dass sie das ganze gesellschaftliche Klima, nicht nur die finanzielle Situation der ärmeren Familien, familienfreundlich beeinflussen sollten. Die Familienunterstützung muss den Charakter einer Kompensation von ungünstigen Verhältnissen haben, welche die heutige Gesellschaft durch ihre Komplexität, hohes Lebenstempo und Anforderungen an persönliches Engagement, das das Berufsleben der Familie vorzieht, für jeden Menschen schafft. Die Unterstützung der Familie muss zusätzlich eine Wertschätzung jener Leistungen, die jede Familie dank der Schaffung und durchdachter Strategien der Reproduktion des Humanvermögens der Gesellschaft bringt, zum Ausdruck bringen Wir möchten auch nicht ausser Acht lassen, dass die jetzige gesellschaftliche Diskussion den Beitrag, den das Leben in der Familie und das Kind für die Entfaltung aller Eltern bedeutet, völlig übergeht. Die heutige Zeit schätzt die subjektiven Erlebnisse und Erfahrungen hoch, aber das unwiederholbare existenzielle Erlebnis der Elternschaft bleibt ihr oft verschlossen.
Am Symposium „Wie werden wir morgen leben“ nahmen über 240 Teilnehmer aus 11 europäischen Ländern teil. Neben den Referaten wurden 11 Workshops zu verschiedenen Familienthemen abgehalten. Es wurden viele kritische Stellungnahmen abgegeben zur aktuellen Situation in vielen Ländern, wo die Aufnahme der Kinder in die Familie ein erhöhtes Armutsrisiko und weitere Formen von Benachteiligung des betreuenden und erziehenden Elternteiles bedeuten, wodurch eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit verstärkt wird. Kinder bedeuten Zukunft sowohl für diejenigen, die Kinder haben, als auch für jene, die kinderlos sind. Jene haben zwar den „Gewinn“ aus dem Vorhandensein von Kindern, beteiligen sich aber nicht an der Finanzierung der Kinderkosten.

Wir Christen empfinden die große Bedeutung des Wertes der Familie deswegen, weil wir Gott – den Urheber allen Lebens - als Grund und Bestandteil unserer Existenz bekennen. Für die Verwirklichung dieses Wertes ist für uns auch die Familie wichtig, die auf der Stabilität und Treue der Ehe mit der gegenseitigen Bereitschaft, diese lebenslang zu entfalten und zu vertiefen, beruht. Dieses Leitbild und die durch die Tradition erprobte Praxis schränkt in keiner Weise die Wahlfreiheit von uns Christen ein, die konkreten Lebensverhältnisse der Familie so zu gestalten, wie es für das konkrete Paar hinsichtlich der Umstände unter denen die Familie lebt, am besten ist. Wir begrüssen alle Initiativen, die die Funktionsfähigkeit, Stabilität und Prosperität der Familie unterstützen und möchten uns an regionalen und gesamteuropäischen Aktivitäten, die zur Stärkung der Familie führen, beteiligen. Die Zukunft des sich integrierenden Europas ist schon heute dadurch geprägt, was die Familien für diese neue Wirklichkeit tun.

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