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Prodi appelliert an Christen: Europa darf nicht zur Festung werden

Kardinal Kasper bezeichnet Europa-Treffen christlicher Gemeinschaften in Stuttgart als "Meilenstein" - Erneuerungsbewegungen aus verschiedenen Kirchen wollen gemeinsam für ein "Europa der
Geschwisterlichkeit" eintreten (Kathpress, 9.5.04)

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat vor den rund 10.000 Teilnehmern des Europa-Treffens christlicher Gemeinschaften in Stuttgart erklärt, die Geschichte Europas sei ohne die Geschichte des Christentums nicht zu verstehen. Der Politiker appellierte an die Christen, all ihren Einsatz und ihre Kreativität aufzubringen, damit Europa nicht zu einer Festung wird, sondern seine Identität und Berufung im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit weltweit findet. Zu dem Treffen in Stuttgart, das unter dem Motto "Miteinander für Europa" stand, hatten rund 175 katholische, evangelische, orthodoxe, anglikanische und freikirchliche Gruppierungen eingeladen; auch die Gründerin und Präsidentin der Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich, war anwesend. Die Veranstaltung wurde per Satellit an 160 Orte in Europa übertragen, wo sich schätzungsweise 100.000 Teilnehmer zu Parallelveranstaltungen versammelten. Unter den Ehrengästen in Stuttgart war auch der Generalsekretär des Europarates, der Österreicher Walter Schwimmer.

Prodi nahm auch zur Frage des Terrorismus Stellung. Ohne die USA beim Namen zu nennen, sagte er, die Antwort auf den Terrorismus könne nicht Krieg sein, weil dieser den Terrorismus nur weiter anheize. Die Antwort liege vielmehr in der Demokratie und im Bemühen, Konflikte zu lösen und dem Terror damit den Nährboden zu entziehen. Die Christen gäben mit dem Glauben eine entscheidende Antwort auf die Angst, die angesichts der Terrorgefahr viele Menschen befallen habe.

Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, bezeichnete das Treffen in Stuttgart als "Meilenstein für Europa". Hier werde die spirituelle Dimension
Europas erfahrbar. "Wir brauchen ein Europa der Herzen, und Herzen werden nicht von Geld gefüllt, sondern von Werten, und letztlich von Gott", so Kasper. Die verschiedenen christlichen Gemeinschaften, die zu dem Treffen eingeladen hatten, rief er auf, weiter an ihrem Netz der Freundschaft zu knüpfen.

Der bayrische evangelisch-lutherischen Landesbischof Johannes Friedrich sagte, die Gemeinschaften hätten einen wichtigen Anstoß für ein christliches Europa gegeben: "Hier wird deutlich, dass Europa nicht nur in der Vergangenheit vom Christentum geprägt worden ist, sondern dass Europa auch in der Zukunft Christus braucht und die Zukunft Europas nur in und mit Christus gefunden werden kann".

In einer Abschlusserklärung riefen die Veranstalter dazu auf, sich für ein "Europa der Liebe und der Geschwisterlichkeit" einzusetzen. Europa dürfe nicht auf den gemeinsamen Markt und auf Sicherheitsinteressen reduziert werden. Fundament für ein Europa der Geschwisterlichkeit sei die Botschaft der Bibel. Sie sei die Grundlage für ein versöhntes Miteinander der Menschen, aber auch der Völker. Geschwisterlichkeit konkretisiere sich unter anderem in der gerechten Verteilung von Gütern und Ressourcen, in der Wertschätzung für die Familie und die Achtung des menschlichen Lebens in allen
Phasen seiner Entwicklung.

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