Diözese Feldkirch

 
Tschechien: Kirche muss Freiheit "ernst nehmen"

Der Theologe Tomas Halik - diesjähriger Träger des "Kardinal-König-Preises" - sieht aber nach wie vor viele Nachwirkungen der kommunistischen Zeit (Kathpress, 28.10.03)

Die Kirche in der Tschechischen Republik muss lernen, "die Freiheit als Herausforderung ernst zu nehmen". Dies betonte der Prager Theologe und Soziologe Prof. Tomas Halik, der in der Vorwoche mit dem diesjährigen "Kardinal-König-Preis" ausgezeichnet wurde, in einem "Kathpress"-Gespräch. Es gebe in der Kirche in der Tschechischen Republik "viele Leute, die in der Zeit der Verfolgung wunderbar waren". Jetzt aber stünden sie "unter Schock". Vielleicht - so Halik - hätten manche von ihnen gedacht, "dass wir nach dieser Verfolgungszeit wieder zurück gehen können".
Doch nicht die alten Zeiten seien wieder gekommen, sondern eine "offene, demokratische Gesellschaft, und das ist jetzt unser Sitz im Leben". Das müsse die Kirche auch vermehrt als Chance erkennen. Halik wörtlich: "Ich bin sehr dankbar, dass ich in einer freien Gesellschaft leben kann - mit all den Schwierigkeiten und Schattenseiten". Für die Christen bestehe jetzt die Chance, "mit innerer Freiheit Zeugnis über das Gute ablegen".

Als Vorbild in diesem Zusammenhang nannte Halik Kardinal Franz König. Er sei das Symbol für eine offene Katholizität "mit geistiger Tiefe und Noblesse". König sei einer der ersten gewesen, der das ökumenische Gespräch und den interreligiösen Dialog in Bewegung gebracht habe.

Der Prager Theologe erinnerte daran, dass die noch nicht überwundene starke Klerikalisierung der Kirche im Sinne der Kommunisten war: "Das war ihre Absicht. Sie dachten, der Klerus sei leichter zu manipulieren. Die Priester waren oft alte Herren. Sie waren es gewohnt, auf zwei Tätigkeiten - das Feiern der Messe und das Reparieren der Gebäude - reduziert zu werden".

Heute stehe man vor einer neuen Aufgabe. Es gelte, Menschen anzusprechen, die sich nicht "hundertprozentig" mit der kirchlichen Lehre identifizieren, jedoch gewillt seien, "ein Stück Weges mit zu gehen". Halik verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die spezifisch tschechische Form des Humanismus, wie sie von Tomas Masaryk und Vaclav Havel verkörpert werde, keineswegs atheistisch ist: "Havel ist ein gutes Beispiel. Er spricht in Begriffen von Heidegger, er hat eine große Sensibilität für geistige Werte".

Halik betonte, dass es in der Tschechischen Republik bis heute viele Vorurteile gegen die katholische Kirche gebe: "Im Unterbewusstsein vieler Menschen sind die stereotypen Vorstellungen aus kommunistischer Zeit erhalten geblieben". Gerade unter Hochschülern bestehe aber große Interesse am Christentum. Die Prager katholische Hochschulgemeinde sei ein Anziehungspunkt. Jedes Jahr ließen sich hier 40 junge Menschen taufen, die "aus dem atheistischen Milieu kommen". Ein Problem sei dann aber die Begleitung dieser Konvertiten. Die meisten Priester kämen "aus dem traditionellen Milieu - sie
verstehen diese neue Spiritualität nicht ganz".

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