Katholische Kirche in Österreich

 
Erklärungen der Österreichischen Bischofskonferenz

Wortlaut der Presseerklärungen der Frühjahrsvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz vom 7. bis 10. April in St. Georgen am Längsee

1. Mitteleuropäischer Katholikentag

Der Mitteleuropäische Katholikentag - eine gemeinsame Initiative der Bischofskonferenzen von Bosnien-Hercegovina, Kroatien, Slowenien, Ungarn, der Slowakei, der Tschechischen Republik, Polen und Österreich - startet am 1. Juni. Die österreichische Auftaktveranstaltung findet am Pfingstdienstag, 10. Juni, um 18 Uhr im Wiener Stephansdom statt.

Der Katholikentag steht unter dem Motto "Christus, Hoffnung Europas"; Höhepunkt des Katholikentags ist die "Wallfahrt der Völker" am 22./23. Mai 2004 in Mariazell.

Als Beitrag zur wachsenden Einigung Europas hat der Katholikentag ein dreifaches Ziel:

* Versöhnung der Völker und Überwindung der Nachwirkungen der Nationalismen des 19./20. Jahrhunderts. Die gemeinsame Erklärung der tschechischen und österreichischen Bischöfe ist ein Beispiel für diese Bemühungen.

* Besinnung auf die Wurzeln Europas. Die Seele Europas wird besonders in den großen Wallfahrtszentren und an den Pilgerstraßen des Kontinents spürbar. Die übernationalen Wallfahrten des Katholikentag-Jahres greifen diesen Impuls auf.

* Mitarbeit der Christen am "Bauplatz Europa". Europa ist mehr als eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Christen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der Wertegemeinschaft Europas. Im Zeichen dieses Beitrags stehen die jeweils von einer Bischofskonferenz verantworteten internationalen Symposien während des Katholikentag-Jahres.

2. Stadtmission

Die österreichischen Bischöfe blicken mit Erwartung und Hoffnung auf die große Wiener Stadtmission von 23. Mai bis 1. Juni. In der parallel zum "Internationalen Kongress für eine neue Evangelisation" durchgeführten Stadtmission wird ein neuer missionarischer Aufbruch der Kirche spürbar. Die Kirche tritt bei der Stadtmission in einen Dialog mit den Menschen von heute, um ihnen das Evangelium als Antwort auf ihre Fragen nach woher, wohin und wozu des Lebens anzubieten.

"Öffnet die Türen für Christus" lautet das Motto der Stadtmission.
Damit wird ein Wort Papst Johannes Pauls II. aus den ersten Monaten seines Pontifikats aufgenommen. Es ist ein Wort der Hoffnung und Zuwendung, das über Wien hinaus auch für die anderen Diözesen Österreichs von Bedeutung ist. Im Hinblick auf die Rolle Österreichs in Europa ist von besonderem Interesse, dass die Initiative Stadtmission in Zusammenarbeit der vier Metropolen Wien, Lissabon, Paris und Brüssel erfolgt.

3. Einsatz der Katholiken im politischen Leben

Die österreichischen Bischöfe haben sich ausführlich mit der jüngsten Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation über den Einsatz der Katholiken im politischen Leben befasst. Im Sinne des Prinzips einer freien Kirche in einer freien Gesellschaft greifen die österreichischen Bischöfe nicht in die Tagespolitik ein, sondern zeigen Grundsätze auf. Die Umsetzung dieser Grundsätze ist Sache der politisch engagierten Laien. In diesem Zusammenhang bezeichnen es die Bischöfe als wünschenswert, dass sich möglichst viele Katholiken in den politischen Parteien, in der Kommunalpolitik, in den Interessenverbänden und in verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit engagieren und dort im Interesse des Gemeinwohls christliche Grundsätze vertreten. Katholiken sollen diese Grundsätze in den Parteien einbringen. Das Verhältnis von Kirche und Parteien ist nicht von Äquidistanz gekennzeichnet, vielmehr sind es die Parteien selbst, die durch ihre Programme, die Auswahl ihrer handelnden Personen und ihre politische Praxis Nähe oder Distanz zur Kirche bestimmen.

Das jüngste Dokument der Glaubenskongregation wird als hilfreich empfunden, um die politisch engagierten Katholiken an Grundwerte zu erinnern. In Fragen des Lebensschutzes - Abtreibung, Euthanasie, Embryonenforschung - , der Förderung von Ehe und Familie sowie des sozialen Gemeinwohls geht es um "unaufgebbare ethische Forderungen". Die politische Freiheit gründet nicht im Relativismus, es ist vielmehr Recht und Pflicht aller, "aufrichtig die Wahrheit zu suchen und die moralischen Wahrheiten über das gesellschaftliche Leben, die Gerechtigkeit, die Freiheit, die Ehrfurcht vor dem Leben und die anderen Rechte der Person mit legitimen Mitteln zu fördern und zu verteidigen".

4. Sozialwort

Das Sozialwort der 14 christlichen Kirchen in Österreich soll nach Möglichkeit am 1. Adventsonntag des heurigen Jahres veröffentlicht werden. Die erste Fassung des Entwurfs wurde von den Bischöfen zur Begutachtung angenommen. Das Sozialwort soll vom Wort Gottes her ein "Kompass" werden, der wichtige gesellschaftliche Herausforderungen und Fragen bündelt, Kirchen und Gesellschaft zur Veränderung herausfordert und die Menschen zur Mitgestaltung der Gesellschaft ermutigt.

Das Projekt Sozialwort hat beim konkreten Engagement der kirchlichen Initiativen und Einrichtungen begonnen und soll über das Wort wieder zum konkreten Tun, einer Praxis aus dem Geist des Evangeliums, führen.

5. Lehrerausbildung

Als Konsequenz des Akademien-Studiengesetzes 1999 ist eine Neuorganisation der Lehrerausbildung in Österreich notwendig. Die katholische Kirche sieht in diesem Bereich eine große Verantwortung, werden doch rund 44 Prozent der Pflichtschullehrerinnen und -lehrer an kirchlichen Einrichtungen ausgebildet. Im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Pflichtschullehrerinnen und -lehrern, Religionslehrerinnen und -lehrern, Kindergärtnerinnen sowie Sozialpädagoginnen und -pädagogen ist die katholische Kirche in
Österreich derzeit für weit mehr als 40.000 Personen zuständig. Die Kirche leistet damit einen wichtigen Dienst an der Gesellschaft.

Es sollen in Österreich Kirchliche Hochschulen für pädagogische Berufe gebildet werden. Die organisatorischen Voraussetzungen werden im Dialog mit den kirchlichen und staatlichen Verantwortlichen geklärt.

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