Kathpress

 
Kirchen sind mit auf dem Weg zur neuen Einheit Europas

Wortlaut der Presseerklärungen der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz von 17. bis 19. Juni 2002 in Mariazell

Europa
Für die Verwirklichung der neuen Einheit Europas bedarf es nicht nur des gemeinsamen Marktes, der politischen und militärischen Machtstrukturen, sondern insbesondere auch des Beitrags der kulturellen Kräfte und der Religionsgemeinschaften. Wenn die Kirchen auf dem "Bauplatz Europa" mitbauen wollen, dann geht es nicht um Machtansprüche, sondern um kreative und kritische Begleitung, Beratung und Beurteilung des Geschehens der "europäischen Wiedervereinigung". Die Kirchen nehmen an der "Civil Society" teil, ohne in ihr aufzugehen.

Im Hinblick auf die Arbeiten des Europäischen Konvents rufen wir österreichischen Bischöfe vier Aspekte in Erinnerung:

1. Die Europäische Union möge das Recht der Kirchen und Religionsgemeinschaften anerkennen, sich auf Grund ihrer inneren Ordnung zu organisieren und ihre Aufgaben frei und ungehindert zu erfüllen.

2. Die Europäische Union möge die Identität und den besonderen Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften respektieren und mit ihnen einen dauerhaften und partnerschaftlichen Dialog aufnehmen. In erster Linie geht es dabei um einen regelmäßigen Gedankenaustausch in relevanten Grundsatzfragen.

3. Zum partnerschaftlichen Dialog gehört aber auch die Einrichtung eines "Bureau de Liaison", einer Anlaufstelle in Brüssel, auf der unterhalb der Spitzenebene fruchtbare und vertrauensvolle Kooperation zwischen den Institutionen der Europäischen Union und den Kirchen und Religionsgemeinschaften möglich ist. Ebenso regen wir die Einrichtung eines Begutachtungsverfahrens an, wie es in Österreich seit jeher üblich ist. Ein solches Verfahren würde es ermöglichen, die sachlich relevanten Standpunkte der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Gesetzesvorhaben auf europäischer Ebene einzubringen. Dies könnte auch ein Beitrag zur Vertiefung des Vertrauens zwischen EU-Institutionen und Bürgern sein.

4. Die Europäische Union möge den rechtlichen Status der Kirchen und Religionsgemeinschaften in den einzelnen Mitgliedsstaaten respektieren. Dies könnte am ehesten dadurch zum Ausdruck kommen, dass die "Kirchen-Klausel" des Amsterdamer Vertrages an angemessener Stelle in eine künftige europäische Verfassung übernommen wird.

Mitteleuropäischer Katholikentag
Papst Johannes Paul II. hat bei seinen Pastoralbesuchen in Österreich die Brückenfunktion unseres Landes im Herzen Europas betont. Im Zeichen dieser Brückenfunktion steht der Mitteleuropäische Katholikentag 2003/2004 unter dem Motto "Christus - Hoffnung Europas".

Der Katholikentag wird von derzeit acht Bischofskonferenzen - Bosnien, Kroatien, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn und Österreich - getragen. Die Laienorganisationen und die Orden sind in die Trägerschaft einbezogen. Inspiriert vom Gedanken der Neuevangelisierung und der Wiedervereinigung Europas soll die gemeinsame Verantwortung für Kirche und Gesellschaft im Mittelpunkt stehen.

Der Start erfolgt in den acht Ländern gleichzeitig am 31. Mai/1. Juni 2003. Aus diesem Anlass wird es auch erstmals ein gemeinsames Hirtenwort der beteiligten Bischofskonferenzen geben. In den folgenden Monaten sind acht gemeinsame Symposien der Bischofskonferenzen zu pastoralen und gesellschaftspolitischen Fragen geplant. Die Österreichische Bischofskonferenz wird ein Symposion zum Themenkreis "Umsetzung der kirchlichen Soziallehre" (Sozialpartnerschaft, Allianz für den Sonntag) hauptverantwortlich vorbereiten. Über die acht Symposien hinaus wird es eine Fülle von bilateralen und multilateralen Veranstaltungen in der Trägerschaft kirchlicher Einrichtungen und katholischer Organisationen geben.
Abschluss und Höhepunkt des Mitteleuropäischen Katholikentags ist die "Wallfahrt der Völker" nach Mariazell am 22./23. Mai 2004. Diese Wallfahrt wird vom biblischen Leitwort "Was Er euch sagt, das tut" (Johannes 2,5b) geprägt sein.

Die Bischöfe haben sich bei der jetzigen Sommervollversammlung im steirischen Marienort ausführlich mit den inhaltlichen und organisatorischen Fragen der "Wallfahrt der Völker" befasst.

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Gemeinsames Hirtenwort
wurde zu Pfingsten in Gottesdiensten verlesen
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Begegnung mit der Jugend
beeindruckte Bischöfe
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Europäische Identität
Debatte muss weiter gehen
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Schlussbotschaft
von der "Wallfahrt der Völker"
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