Katholische Kirche in Österreich

 
Klaus, Covic, Sanader und Madl

Politiker nahmen im Zusammenhang mit der "Wallfahrt der Völker" zu aktuellen Fragen Stellung (Kathpress, 23.5.04)

Vaclav Klaus: "Kein Streit mit der Kirche"

Der tschechische Präsident Vaclav Klaus sieht sich wegen des gescheiterten Grundlagenvertrags zwischen Tschechien und dem Vatikan nicht im "Streit mit der Kirche". "Es gibt kein Problem. Das ist ein Spiel der Politik. Von Leuten, die der Kirche nahe stehen", sagte Klaus, der am Freitagabend am Empfang von Bundespräsident Thomas Klestil für Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano in Gösing teilgenommen hatte, im Gespräch mit der "Austria Presseagentur" (APA).

Wörtlich meinte Klaus: "Der Vertrag war einfach nicht gut ausgearbeitet. Er wurde vom Parlament nicht bestätigt. Das war ohne meine Schuld. Es ist meiner Meinung nach ganz normal, dass das Parlament diese Rolle spielt und ja oder nein sagt". Vor allem die Kommunisten, die Abgeordneten der oppositionellen, konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS), deren Ehrenvorsitzender Klaus ist, und ein Teil der Sozialdemokraten (CSSD) sind gegen den Vertrag.

Der Grundlagenvertrag zwischen der Tschechischen Republik und dem Vatikan war schon 2002 nach schwierigen, mehr als zweijährigen Verhandlungen unterzeichnet worden, im Mai 2003 lehnte jedoch das Abgeordnetenhaus ab, das Dokument zu ratifizieren. Klaus erklärte in Folge, dass er selbst nicht bereit sei, das Dokument als Staatsoberhaupt zu unterzeichnen. Mehrere Bestimmungen des Vertrages seien "unbegreiflich", "umstritten" oder "überflüssig einseitig".

Im März stellte Außenminister Cyril Svoboda (ein Christdemokrat) fest, dass er keinen neuen Versuch zur Ratifizierung des Abkommens im Parlament starten wird. Tschechien bleibt damit 15 Jahre nach dem Fall des Kommunismus das einzige ehemalige Ostblock-Land, das keinen gültigen Staatsvertrag mit dem Vatikan hat. Für Klaus kein Problem: "Der Vertrag ist kein Thema".

Covic beklagt Nachteile für Bosniens Kroaten

Das kroatische Mitglied des Staatspräsidiums von Bosnien-Hercegovina, Dragan Covic, beklagt die Benachteiligung der Kroaten in seinem Land. "Wir haben Probleme bei der Gleichstellung mit den beiden anderen Volksgruppen in Bosnien-Hercegovina", sagte Covic Freitagabend am Rande des Empfangs von Bundespräsident Thomas Klestil für Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano in einem APA-Interview.

Covic kritisierte vor allem die "Benachteiligung" der kroatischen Sprache in Bosnien (seit der Staatsgründung wird dort von der Existenz einer "bosnischen" Sprache ausgegangen). "Wir wollen, dass alle Leute das Recht auf ihre eigene Sprache haben", sagte Covic:" Also brauchen sie auch Unterricht in Schulen und Universitäten in der kroatischen Sprache. Es gibt noch viele Probleme, dass dieses Recht auch per Gesetz umgesetzt wird".

Trotz aller Missstände arbeite Bosnien-Hercegovina aber weiter an der "Annäherung" an die EU: "Wir möchten jene Standards erreichen, die uns die Tore für die EU öffnen können. Wir glauben, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und wir wollen in drei bis vier Jahren die Vorbedingungen für einen EU-Beitritt schaffen. Derzeit hoffen wir auf die Aufnahme in die NATO-Partnerschaft für Frieden".

Die "Wallfahrt der Völker" gebe den vielen bosnischen und hercegovinischen Pilgern die Möglichkeit, mit anderen Katholiken zu feiern "und das ist eine große Freude für uns". Er sei froh, dass er im Namen der Präsidentschaft mit all den anderen Pilgern in Mariazell sein könne.

Sanader: "Kroatien hat Brückenfunktion"

Kroatien will künftig verstärkt eine Brückenfunktion zwischen Mitteleuropa und der Balkan-Region einnehmen. Diese gelte auch auf religiöser Ebene, erklärte der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader am Samstag am Rande der "Wallfahrt der Völker" in Mariazell in einem APA-Interview. Es müsse mehr Verständnis zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen geben.

Seine Regierung werde sich in Kroatien für eine Politik der Achtung der Menschen- und Minderheitenrechte einsetzen. Es gebe keine Alternative zur Versöhnung, zur Toleranz. Daher hat auch die "Wallfahrt der Völker" für Sanader Symbolkraft: "Mariazell ist ein Tag des Zusammenseins von Katholiken aus allen Ländern Mitteleuropas. Das gehört zu unserer Identität, zu unseren gemeinsamen Wurzeln".

Kroatien fühle sich bereits als "assoziiertes Mitglied der EU", sagte Sanader unter Verweis auf die EU-Erweiterung vom 1. Mai. "Die erweiterte EU ist eine neue historische Epoche. Am 1. Mai ist die Polarisierung Europas zu Ende gegangen. Das war ein großer Tag für die zehn Länder, die beigetreten sind und wir in Kroatien erwarten das auch in einigen Jahren. Zunächst erwarten wir, dass der EU-Rat bei der Sitzung am 17./18. Juni die Entscheidung trifft, dass Kroatien offiziell den Kandidatenstatus bekommt und auch das Datum für einen Start der Verhandlungen fixiert wird".

Madl: "Positive Rolle der Kirche in der EU"

Der ungarische Präsident Ferenc Madl erwartet sich von der Kirche eine positive Rolle für das Zusammenwachsen Europas nach der EU-Erweiterung. "Die Kirche hatte schon immer große Bedeutung für die moralische Haltung der Bevölkerung und für die Freundschaft unter den Völkern. Auch wenn es Kriege gab, waren es der Glaube und die Kirchen, die eine Gegenkraft darstellten," sagte Madl in einem
APA-Interview in Mariazell.

Von der Wallfahrt selbst zeigte sich Madl "sehr beeindruckt". Dass Mariazell auch für Ungarn eine besondere Bedeutung hat, zeigte sich für den Präsidenten auch an der großen Anzahl ungarischer Pilger.

Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Ungarn sei grundsätzlich "positiv", so Madl. Staat und Kirche hätten unterschiedliche Aufgaben. Die Kirche habe aber "eine sehr wichtige Rolle in der Gesellschaft, die sie erfüllen muss und auch erfüllt. Mit mehr und mehr Kraft".

In den Umbruchsjahren seit 1989 habe die ungarische Kirche im Großen und Ganzen - beispielsweise im Bildungssektor - ihre Institutionen zurückerhalten. Heute würden rund 20 Prozent der Gymnasiasten kirchliche Schulen besuchen. Offene Fragen gibt es laut Madl noch bei gewissen Restitutionsfällen.

Das in Medien oft angesprochene Problem, dass sich in Ungarn viele Sekten breit machen, wollte Madl nicht überbewerten. "Die Öffentlichkeit weiß nicht viel von diesen Sekten. Laut Gesetz können Glaubensgemeinschaften gegründet werden, und demnach gibt es mehr als hundert, so viel ich weiß. Von der Bevölkerung aus gesehen, ist das aber keine große Erscheinung".

Hingegen erfreue sich die katholische Kirche großen Zuspruchs: "Die Kirchen sind voll. Ich meine, mehr als in Österreich". Das sei aber auch aus der jüngeren Geschichte zu erklären. "Die Leute fühlten sich
unterdrückt und suchten Zuflucht in der Kirche".

 

   

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