Diözese Eisenstadt

 
Scheuer: Europa baut auch auf Märtyrern wie Franz Jägerstätter auf

Innsbrucker Bischof hielt in Mariazell Wortgottesdienst im Gedenken an den von den Nazis hingerichteten Kriegsdienstverweigerer (Kathpress, 22.5.04)

Das zukünftige Europa baut auch auf Märtyrern wie Franz Jägerstätter, Jakob Gapp, Otto Neururer und
Marcel Callo auf, die der Barbarei des nationalsozialistischen Rassenwahns widerstanden haben und andere Völker nicht verachten wollten. Darauf hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer - er war
Postulator des diözesanen Seligsprechungsverfahrens für den oberösterreichischen Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter - bei einem Wortgottesdienst im Rahmen der "Wallfahrt der Völker" in Mariazell hingewiesen. Die Initiative für die Feier in der Bründl-Kapelle ging vom Linzer Priesterseminar aus, das eine Pilgergruppe, der auch die Jägerstätter-Biographin Erna Putz
angehörte, zu Ehren des von den Nazis hingerichteten Kriegsdienstverweigerers gebildet hatte.

Wallfahrt sei immer auch mit Läuterung und innerer sowie äußerer Versöhnung verbunden, sagte Bischof Scheuer in seiner Predigt. Angesichts einer gemeinsamen Geschichte Mitteleuropas, die auch von wechselseitigen Verletzungen und Vorurteilen geprägt ist, sei Versöhnung ein wesentlicher Grundpfeiler für das zukünftige Europa. Der Mitteleuropäische Katholikentag solle ein Aufbruch sein, der aber auch den Blick auf die Vergangenheit brauche. Es greife zu kurz zu meinen, über Wunden der Vergangenheit, die ohnehin "so lange her" seien, könne man einfach "das Gras drüber wachsen lassen".
Vergangenes sei nicht einfach vergangen, vieles wirke bis in die Gegenwart weiter, so der Innsbrucker Bischof. Negatives wie Missgunst oder Hass könne sich wie ein Gift in den Seelen .

Echte Reinigung vom Bösen könne nur erreicht werden, wenn die Kette von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen wird, so Scheuer. Der Bischof wies darauf hin, dass Jesus die "Logik des Bösen" mit seinem Tod am Kreuz überwunden habe. Im Glauben an ihn werde auch deutlich, dass
Versöhnung "nicht erpresst und nicht diktiert werden kann", dass sie nicht an den Opfern vorbei laufen darf und dass Wahrhaftigkeit ihr Eckpfeiler ist.

Erna Putz nahm bei dem Wortgottesdienst Bezug auf den "tiefen Abgrund" zwischen der Führer-Ideologie des Dritten Reiches und der christlichen Frohbotschaft. Diese Kluft sei damals von vielen -
bewusst oder unbewusst - übersehen worden, Jägerstätter war in seiner konsequenten Gewissensnähe ein "Reibebaum seiner Generation", so Putz. Als Ausdruck der Betroffenheit über das Leid, das Deutsche und Österreicher anderen Völkern zugefügt hatten, habe die oberösterreichische Pilgergruppe Steine gesammelt, die beim Gottesdienst an den Altar gelegt wurden - als Symbol für das Ablegen
"alter Lasten".

 

   

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