Arge Pastoral- und Seelsorgeämter

 
Impuls für Laienapostolat in Ost und West

Sekretär des Päpstlichen Laien-Rates, Bischof Clemens, bei Laien-Kongress zum Mitteleuropäischen Katholikentag: Laien spielen bei Neuevangelisierung eine wichtige Rolle (Kathpress, 21.5.04)

Der Mitteleuropäische Katholikentag und der darin eingebettete Laienkongress in Wien ist ein wichtiger Impuls für das Laienapostolat in Ost- und West-Europa und eine gute Gelegenheit zu wechselseitigem Lernen: Das unterstrich Bischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Laien-Rates, am Freitag beim Kongress "Christen auf dem Bauplatz Europa". Bereichernd für die Christen im Westen sei die Erkenntnis, dass "Organisation und Machbarkeit nur Hilfen sein können" und einer spirituellen Grundlegung bedürfen. Dass umgekehrt vernetzte Arbeit und längerfristige Konzepte nicht durch Spiritualität zu ersetzen sind, könne eine Frucht des Kongresses für die Katholiken in den Reformländern sein, so Clemens.

Den Laien komme eine wichtige Aufgabe bei einer Neuevangelisierung Europas zu, verwies der Bischof auf das päpstliche Schreiben über das Laienapostolat "Christifideles laici". Indifferentismus, Säkularismus und Atheismus hätten den christlichen Glauben immer mehr aus dem Alltag und aus den "bedeutsamsten Momenten des Lebens" wie Geburt, Hochzeit oder Tod verdrängt. Nach den Worten von Bischof Clemens müsse dieser europaweiten Entwicklung eine Erneuerung der christlichen Substanz der Gemeinden entgegengesetzt und das Evangelium jenen verkündet werden, die es noch nicht kennen. Dazu gehöre etwa, die Ehrfurcht vor dem unantastbaren Recht auf Leben zu wecken, das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit durchzusetzen, die Familie als ersten Raum für das soziale Engagement zu stärken und christliche Überzeugungen in Politik und Wirtschaft einzubringen.

Die kirchlichen Strukturen in den Ländern Ost- und Mitteleuropas seien für ein solch umfassendes Apostolat vielfach noch nicht tragfähig genug: Clemens wies darauf hin, dass in den Reformstaaten - mit Ausnahme Polens - das gesellschaftliche Engagement der christlichen Laien in kommunistischer Zeit mit allen Mitteln unterbunden wurde und diese Bürde bis heute nach wirkt. "Alles, was nach Organisation riecht, wird in Erinnerung an die totalitären Zeiten abgelehnt", so Clemens. weil seinerzeit auch jede Eigeninitiative bekämpft worden sei, "warten heute noch viele darauf, dass ihnen jeder Schritt vorgeschrieben wird".

Am besten würden sich die Movimenti entwickeln, die an die Tradition informeller christlicher "Untergrundzellen" anknüpfen könnten. Ein Problem ist nach den Worten des Sekretärs des Päpstlichen Laien-Rate auch die noch immer mangelhafte Rezeption des Konzils in den postkommunistischen Ländern. Dennoch sei in den Jahren seit der Wende viel geschehen - nicht flächendeckend, aber "inselhaft". Positiv bewertete Clemens die große Verbreitung des in alle Landessprachen übersetzten Dokuments "Christifideles laici" und den hohen Stellenwert der Katholischen Soziallehre.

Meyer: Diktatur des "perfekten Menschen" entgegentreten

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, nannte bei dem Kongress drei wesentliche Anliegen, die die Christen bei der Gestaltung Europas einbringen müssten:Menschenwürde, Schutz und Förderung der Familie sowie soziale Gerechtigkeit. Meyer kritisierte Tendenzen, im Blick auf das menschliche Leben "Wertabstufungen" vorzunehmen. Einem Ideal eines "perfekten oder zu perfektionierenden Menschen" müssten Christen mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Ein solches Menschenbild sei "eine genauso schlimme Versuchung wie ein Ideal einer perfekten Gesellschaft", wie es etwa der Kommunismus anstrebte.

Zur Bedeutung der Familie als zentrale gesellschaftliche Größe sagte Meyer, eine Gesellschaft, die die Familien "sich selbst überlässt, ist eine sterbende Gesellschaft". Wie es den Familien und den Kindern in den Familien geht, "geht alle an, auch die Kinderlosen". In diesem Sinne sei Familie keine Privatangelegenheit. Ihre Förderung könne nicht als "Bestrafung der Kinderlosen" gewertet werden, kritisierte Meyer.

Ein wesentliches christliches Anliegen sei ein "europäischer Sozialstaat". Der Sozialstaat sei heute in eine vielfache Krise gekommen. Über seine Neugestaltung auf der Basis der christlichen Soziallehre könne es auch unter Christen verschiedene Ansichten geben. Wwesentlich sei aber, auch unter Christen diese Diskussion und diesen Streit zu führen.

Europäisches Bewusstsein mitprägen

Meyer wies darauf hin, dass eine tatsächlich "europäische Gesellschaft" und "europäisches Bewusstsein" erst im Entstehen seien. Das sei eine große Chance für die Christen, in der sie sich bewähren müssten. Sie müssten sich in der pluralen Gesellschaft durch Argument und Lebenszeugnis einbringen.

Ob ein Bezug auf Gott und ein Verweis auf das christliche Erbe in der künftigen europäischen Verfassung enthalten sein werden, sei noch offen, so Meyer. Eines sei in der Verfassung aber bereits festgeschrieben: Europa ist eine "Wertegemeinschaft". Eine der wesentlichen Quellen für Werte sei Religion und Glaube. In der Auseinandersetzung um die Werte seien die Christen gefordert, "Kopf und Herz der Menschen für die christlichen Werte zu gewinnen".

Christen als "positive Unruhestifter"

Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Margit Hauft, fasste am Ende des Laienkongresses die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zusammen. Insgesamt sei deutlich geworden, dass
Christen "positive Unruhestifter" in der Gesellschaft sein sollten, besonders dann, wenn es um den Schutz der Schwächeren geht. Darüber hinaus brauche aber gerade die europäische Gesellschaft "Hoffnung und Kraft für die Zukunft". Die demographische Entwicklung biete dies zunehmend weniger, eine christliche Glaubensüberzeugung aber sehr wohl.

 

   

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