Erzdiözese Salzburg

 
Zulehner: "Es war mehr als ein 'Strohfeuer'"

Wiener Pastoraltheologe betont die Notwendigkeit der "Vernetzung" der Katholiken im mitteleuropäischen Bereich (Kathpress, 25.4.04)

Die Chance, dass die "Wallfahrt der Völker" in Mariazell kein "Strohfeuer" war, sondern weitere Schritte im Sinne von nachhaltigen Projekten folgen, hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul M. Zulehner unterstrichen. Ein Ziel müsste sein, möglichst viele Menschen aus den ehemals kommunistischen Ländern zusammen zu führen und zu vernetzen, so Zulehner in einem Interview in der Montag-Ausgabe der Tageszeitung "Der Standard".

Zwar habe es schon während der Zeit des Kommunismus von Wien aus vielfältige Kontakte in den Osten gegeben. Vor allem der Wiener Alterzbischof Kardinal Franz König habe solche Beziehungen gepflegt. Jetzt sei wichtig, dass sich in den Kirchen Ostmitteleuropas die Laienorganisationen stärker entwickeln, um den Schritt von einer "Kirche für das Volk" zu einer "Kirche des Volkes" zu gehen. Eine Begegnung des Kirchenvolkes wie jetzt in Mariazell müsse immer auch ein "Signal an die Bischöfe" sein, dass man "letztlich ohne eine starke Laienschaft in Zukunft keine lebendigen Kirchen haben wird".

Eine der Konsequenzen von Mariazell für Österreich müsse sein, dass junge Leute die Sprache eines umliegenden Landes lernen, betonte Prof. Zulehner: "Das würde den westlichen Sprachkolonialismus rückbauen". Außerdem könne man lernen, dass "das Christentum lebendig sein kann, auch wenn keine große bürokratische Organisation da ist. Sonst hätten die Kirchen den Kommunismus nicht überlebt".

Auf die Frage, ob man die "Wallfahrt der Völker" zum Katholikentag nicht ökumenisch hätte abhalten sollen, meinte Zulehner, dass die Kirchen Ostmitteleuropas nach den kommunistischen Jahren, in denen
sie in das Ghetto der Sakristei zurückgedrängt waren, erst ihren Platz in den jungen Reformdemokratien suchen müssten. Zur Zeit seien diese Kirche noch "so sehr mit sich selbst beschäftigt", dass es "kaum Ressourcen für eine bodenfeste Ökumene gibt".

Der Wiener Pastoraltheologe hob in dem Interview neuerlich die "unsterblichen Verdienste" Papst Johannes Pauls II. für die Einigung Europas hervor. In seiner Bewertung der Wallfahrt bezeichnete es Zulehner dennoch als "Glück", dass der Papst nicht nach Mariazell kommen konnte: "Es ist doch hervorragend, dass er dem Katholikentag nicht die Show gestohlen hat, wenn man das ein wenig salopp sagen darf".

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