Katholische Kirche in Österreich

 
Mariazell war "glänzendes Beispiel" für einigende Kraft des Glaubens

Kardinäle Erdö und Vlk feierten mit 4.500 Jugendlichen bei Schneefall abschließende Jugendmesse in Mariazell (Kathpress, 23.5.04)

Die integrative Kraft des Christentums hob der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, am Sonntag bei der Jugendmesse der "Wallfahrt der Völker" in Mariazell hervor. Er verwies auf das bevorstehende Pfingstfest. Zu Pfingsten sei das, "was beim Bau des Turms von Babel verwirrt und zersplittert wurde, in der Kraft des Heiligen Geistes wieder vereint worden". Trotz Schneetreibens nahmen mehr als 4.500 junge Katholiken an der Messe im Freien auf dem Festgelände teil. Die Frage sei, "wie die Christen von heute hier im mitteleuropäischen Raum ihre Einheit in Christus zeigen" können, so der Erzbischof von Budapest-Esztergom in seiner Predigt. Die Vorbereitung und Feier des von acht Ländern gemeinsam gestalteten Katholikentags sei aber "ein glänzendes Beispiel" für die einigende Kraft des Glaubens gewesen.

Der Kardinal erinnerte daran, dass das grenzüberschreitende "Fest des Glaubens" mit einem geschichtlichen Ereignis zusammenfiel: der Erweiterung der Europäischen Union. Erdö nahm aber auch ausdrücklich auf die Ängste im Zusammenhang mit einem derart großen politischen Gebilde wie der EU Bezug. Manche meinten, sie bedrohe die Identität der Völker, die nationalen Kulturen und Traditionen. In der Kirche werde die Identität der Völker nicht bedroht, betonte Erdö: "Unsere Einheit ist keine Gleichschaltung und Einförmigkeit, sondern gegenseitiges Verständnis und Liebe in Christus".

An die jungen Christen appellierte der Primas, "die Welt auch mit den Augen des Nachbarn zu sehen". Viele Ängste entstünden aus der Unkenntnis des Anderen und seiner Situation. Erdö schloss seine Predigt mit der Bitte um die Fürsprache der Gottesmutter für "Einheit in der Liebe und im Glauben, damit die Christen in unseren Ländern und in ganz Europa auch in der Zukunft kräftige und glaubwürdige Zeugen Christi vor der Welt werden".

Der Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk (der Hauptzelebrant der Jugendmesse) bezeichnete die Begegnung in Mariazell als "wirklich einmalig": Das hier unmittelbar erlebbare "Einssein" in Christus und unter dem Schutzmantel Mariens sei ein großes Zeichen für Europa, "dass der lebendige Glaube fähig ist, uns fest zu vereinen". Die Gemeinschaft in Christus reiche über geographische Grenzen hinweg, schlage aber auch eine Brücke in Vergangenheit und Zukunft. Die Europäische Union, unter dem marianischen Zeichen der 12 Sterne auf blauem Hintergrund, "gehört vor allem euch, der jungen Generation", so Vlk: "Und vor allem ihr habt die große Aufgabe, Europa eine Seele zu geben".

In vielen Details der Jugendmesse kam zum Ausdruck, dass auf dem Mariazeller Flugfeld erneut ein großes Fest der Völkerverständigung gefeiert wurde: Das Credo wurde in sieben verschiedenen Sprachen gebetet, auch in den Fürbitten und den Liedern zur Kommunion kam die kulturelle Vielfalt der anwesenden jungen Katholiken zum Ausdruck. Einen Tanz zur Melodie des Ave Maria führte eine Gruppe aus der Slowakei auf, Jugendliche aus Österreich, Polen und Slowenien gestalteten eine Pantomime zum Thema "Versöhnung" nach dem Gleichnis vom verlorenen Sohn. Über die Videowand wurden die jungen Katholiken zum Weltjugendtreffen 2005 in Köln eingeladen.

Im Dankgebet einer slowenischen Gruppe hieß es wörtlich: "Die Ideologien nach dem Zweiten Weltkrieg haben uns entzweit und wir haben uns entfremdet. Unsere Hirten sind sich dessen bewusst, und sie wollten zeigen, dass wir von nun an anders handeln müssen. Unsere Aufgabe ist es, dass wir auch auf das Wohl unserer Nachbarn achten, da wir nur so in Frieden und Verständnis mit einander leben können".

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