Diözese Eisenstadt

 
"Da muss man als Christ einfach dabei sein"

Auch vielen Promis war Teilnahme an der "Wallfahrt der Völker" ein Anliegen - Politiker unterstreichen hohe gesellschaftspolitische Bedeutung des Mitteleuropäischen Katholikentages (Kathpress, 22.5.04)

"Da muss man als Christ einfach dabei sein": EU-Koordinator und Ex-Vizekanzler Erhard Busek fasste in einem Satz zusammen, warum neben zehntausenden schlichten Pilgern auch vielen "VIPs" aus Politik, Kultur und Medien die Teilnahme an der "Wallfahrt der Völker" ein Anliegen war. Hochrangige EU-Politiker wie Kommissionspräsident Romano Prodi und Kommissar Franz Fischler hatten sich ebenso eingefunden wie die österreichische Politiker mit Bundespräsident Thomas Klestil und Kanzler Wolfgang Schüssel an der Spitze, ausländische Staatsoberhäupter und Regierungsvertreter wie Ferenc Madl aus Ungarn und Rudolf Schuster aus der Slowakei. Auch Hochrangige Vertreter der Ökumene waren anwesend, an der Spitze die Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, Oberin Christine Gleixner, der armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian und der evangelisch-lutherische Bischof Herwig Sturm.

Kommissar Fischler sagte im Gespräch mit "Kathpress", er traue der Kirche im Zusammenhang mit der europäischen Integration viel zu. Auch wenn er der Meinung sei, die Kirche solle sich nicht in die Tagespolitik einmischen, halte er die Wallfahrt für ein Ereignis von gesellschaftspolitischer Bedeutung weit über die Grenzen Österreichs hinaus. "Es geht eine gewaltige Strahlkraft von hier aus", so Fischler.

Der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll erzählte, dass er zu Mariazell nicht nur bei Großereignissen eine enge Beziehung habe. Im Schnitt besuche er den Pilgerort den Bundeskanzler Leopold Figl durch seine Wallfahrtsinitiativen zu "so etwas wie einem niederösterreichischen "Landesheiligtum" gemacht habe mit seiner Familie einmal pro Jahr, um "ohne großes Drumherum einfach zu danken". Mariazell ist für Pröll ein geistliches und geistiges Zentrum ersten Ranges. Und durch die "Wallfahrt der Völker" auch eines mit politischer Bedeutung: So kurz nach der EU-Erweiterung erinnere das Ereignis daran, dass das zukünftige Europa auf christlichen Werten fußen müsse.

"Ein unglaubliches Ereignis" sieht Otto von Habsburg in der Mariazeller Wallfahrt: Alleine schon die vielen Sprachen jener Länder zu hören, die so lange unter der kommunistischen Herrschaft zu leiden hatten und jetzt vor der "Magna Mater" des gesamten Donauraumes versammelt seien, sei für ihn ein erhebendes Gefühl, so der Sohn des letzten österreichischen Kaisers. Auch das Wetter trübe seine Stimmung in keiner Weise. "Wenn es in einem schönen Land regnet, bin ich froh", so Habsburg wörtlich.

Erhard Busek bekannte sich im "Kathpress"-Interview als "alter Mitteleuropäer", der es begrüße, wenn dieser Raum in einer so wichtigen und "hervorragend organisierten" Veranstaltung in den Blick genommen werde. Und "als Christ muss man da einfach dabei sein", so Busek. Völlig verfehlt finde er es, wenn manche Kritiker der "Wallfahrt der Völker" das Befördern von Nationalismus unterstellten;
im Gegenteil sei in Mariazell ein grenzüberschreitendes Christentum erlebbar.

SP-Chef Alfred Gusenbauer würdigte die Mariazeller Wallfahrt als wichtiges Zeichen von Einheit und Versöhnung. Gerade nach der EU-Erweiterung sei dies auch auf gesamteuropäischer Ebene von Bedeutung. Die Kirche spiele in dem Integrationsprozess eine wertvolle Rolle, so Gusenbauer: "Es geht um Werte, da kann die Kirche Akzente setzen".

Die "Grundphilosophie" des gesamten Mitteleuropäischen Katholikentages begrüßte Sozialminister Herbert Haupt: Die Aussöhnung zwischen Völkern, die einander feindlich gegenüberstanden, werde
Gräben der Vergangenheit überwinden, äußerte sich Haupt zuversichtlich über das "Friedensprojekt Europa". Mariazell sei für ihn aber auch ein "Ort der Kraft", den er mehrmals aufgesucht habe zuletzt im vergangenen Herbst im Rahmen einer Wallfahrt der Katholischen Männerbewegung per Motorrad, bei der er auch mit Kardinal Franz König zusammengetroffen sei.

ORF-Generalintendantin Monika Lindner nannte zwei Anliegen, die sie mit ihrem Besuch in Mariazell verbinde: Die "Wallfahrt der Völker" sei für sie als Christin ein Ereignis, "bei dem man wohl nur einmal im Leben dabei sein kann"; als ORF-Chefin wolle sie mit ihrer Anwesenheit die "großartige Leistung" vieler ihrer Mitarbeiter im Zusammenhang mit dem Großereignis würdigen.

"Es ist bewundernswert, dass die Katholiken so strapazfähig sind", sagte Caritas-Präsident Franz Küberl im Hinblick auf das schlechte Wetter. Diese Eigenschaft sei auch ein großes Kapital für die zukünftige Mitgestaltung Europas durch gläubige Christen: angesichts großer anstehender Probleme werde es "Strapazfähigkeit" brauchen, um beharrlich gute Lösungen anzustreben. Beeindruckend ist für Küberl
aber auch die trotz der widrigen Umstände herrschende Fröhlichkeit und die Fähigkeit vieler einander unbekannter Pilger, rasch zueinander zu finden und Kontakte zu knüpfen.

"Wenn Freunde feiern, ist das ein guter Grund, mit dabei zu sein", begründete der niederösterreichische Superintendenten Paul Weiland sein Kommen zu einem akzentuiert katholischen Fest. Zugleich wies er darauf hin, dass das Festgelände in ein Gebiet mit einem hohen evangelischen Bevölkerungsanteil eingebunden sei. In der Gemeinde Mitterbach, die in seiner Diözese liege, seien 40 Prozent der Bevölkerung evangelisch. Weiland wies auch auf die Anwesenheit vieler Vertreter anderer Kirchen in Mariazell hin, "vielleicht hätte man die Veranstaltung noch etwas stärker ökumenisch ausrichten können". Die Idee eines Katholikentages mit einem starken Versöhnungsimpuls bewertete Weiland als "hervorragend". Sie sei ein wichtiger Impuls für ganz Europa.

[Druckansicht]

   

Gemeinsames Hirtenwort
wurde zu Pfingsten in Gottesdiensten verlesen
» mehr

Begegnung mit der Jugend
beeindruckte Bischöfe
» mehr

Europäische Identität
Debatte muss weiter gehen
» mehr

Schlussbotschaft
von der "Wallfahrt der Völker"
» mehr