Druckansicht Wednesday 15. December 2010

"EU-Erweiterung bedeutet christlichen Schub"

Präsident der EU-Bischofskonferenzen betont "religiöse Vitalität" in Beitrittsländern (Kathpress, 1.4.04)

Der Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes (ComECE), Bischof Josef Homeyer, erwartet von der EU-Erweiterung einen christlichen Schub. Die im Mai beitretenden Staaten könnten mit ihrer "religiösen Vitalität" die jüdisch-christliche Prägung Europas deutlicher als bisher zur Geltung bringen und bei Themen wie Gentechnik, Lebensschutz und Familienpolitik christliche Positionen stärken, sagte der Bischof von Hildesheim in einem Interview mit der "Neuen Bildpost".

Homeyer forderte, einen konkreten Hinweis auf das "jüdisch-christliche Erbe Europas" in die EU-Verfassung aufzunehmen, um der christliche Verwurzelung der neuen Mitgliedsstaaten Rechnung zu tragen. Er hoffe auf eine stärker an christlichen Leitlinien orientierte europäische Politik.

Als Beispiel verwies der ComECE-Präsident auf die Bioethik: Da einige Beitrittsländer die Verwendung menschlicher Embryonen für die Stammzellenforschung ablehnen, erwarte er künftig eine "besonnenere" Beurteilung dieser Frage auf EU-Ebene. Bisher seien "zentrale moralische Grundfragen durch den vermeintlichen biotechnischen Goldrausch beiseite gewischt" worden.

Aufgabe der Kirchen müsse es sein, "christlich orientierte Politik zu unterstützen und diese im Dialog mit den europäischen Institutionen ständig weiterzuentwickeln". Homeyer erklärte, dass die europäische Integration unter Berücksichtigung von Subsidiaritäts- und Solidaritätsprinzip vorangetrieben werden müsse. Vielen Menschen sei die EU noch fern, sie verstünden sich selbst nicht als "Betroffene oder gar als Handelnde".

Zur Türkei erklärte der Bischof, bevor Beitrittsverhandlungen beginnen könnten, müsse das Land Fortschritte bei den Themen Minderheiten, Menschenrechte und Religionsfreiheit machen. Gleichzeitig bezeichnete Homeyer es als "wünschenswert", besondere Beziehungen zur Türkei aufzubauen.


© Mitteleuropäischer Katholikentag 2004