Druckansicht Mittwoch 15. Dezember 2010

Erzbischof Rode: Keine volle Religionsfreiheit in Slowenien

Katholikentags-Symposion in Celje über Glaubensweitergabe in pluralistischer Gesellschaft - Laibacher Erzbischof sieht durch Verbannung des Christentums aus öffentlichem Leben und Schulwesen Menschenrechte verletzt (Kathpress, 8.11.03)

Slowenien versagt seinen Staatsbürgern die volle Religionsfreiheit im Sinne der Menschenrechte, sagte der Laibacher Erzbischof Franc Rode bei einem Symposion im Rahmen des Mitteleuropäischen Katholikentages in Celje (Slowenien). Rode wies darauf hin, dass das Christentum durch die strikte Trennung von Kirche und Staat gemäß der slowenischen Verfassung in den Bereich des Privaten zurückgedrängt und "aus dem Bildungs- und Erziehungsprozess ausgeschlossen" sei. Gläubige Eltern hätten in Slowenien keine Möglichkeit, ihren Kindern eine ihrer Überzeugung entsprechende Schulausbildung zukommen zu lassen. Diese "Anormalität" im Vergleich zu anderen europäischen Staaten bildet nach den Worten des Erzbischofs den Hintergrund dafür, dass das Katholikentags- Symposion über die "Glaubensweitergabe in pluralistischen Gesellschaften" ausgerechnet in Slowenien stattfindet. Rode äußerte die Hoffnung, dass von dem Symposion mit Fachleuten aus den acht am Mitteleuropäischen Katholikentag beteiligten Ländern Impulse ausgehen, das slowenische Schulsystem zu erneuern.

Die Tatsache, dass in Slowenien als einzigem postkommunistischen Land kein Religionsunterricht an staatlichen Schulen erteilt werden darf, wertete Rode als Ausdruck eines noch immer "unbewältigten" negativen Begriffes von Religion aus der Zeit des Kommunismus. Die Folgen der atheistischen marxistischen Einstellung zur Religion seien bis in die Gegenwart spürbar.

Slowenien hinkt mit einer an die französische "Laicite" angelehnten scharfen Trennung von Kirche und Staat in Europa hinterher: Das unterstrich auch der Marburger Weihbischof Anton Stres. Während es im
Entwurf für eine EU-Verfassung heiße, die Union pflege mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften einen "offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog" (Art. 51/3), gingen die Uhren in Slowenien noch immer anders: Hier werde das Verhältnis Kirche-Staat "im Sinne der laizistischen und feindseligen Auffassung der Trennung verstanden und praktiziert", so Stres. Ein Paradebeispiel dafür sei die Frage es
Religionsunterrichts: Der Verfassungsgerichtshof habe vor zwei Jahren die Klage einer Gruppe von Eltern wegen der Vorenthaltung von schulischem Religionsunterricht abgewiesen. Die Begründung: Die Schule muss religiös neutral sein, die Trennung zwischen Kirche und Staat gewahrt bleiben. Weihbischof Stres dazu: "Damit wurde dem Recht, nicht zu glauben, Vorrang eingeräumt vor dem Recht zu glauben".

Derzeit prüfe dasselbe Gericht das im Jahr 2001 zwischen Slowenien und dem Heiligen Stuhl getroffene Abkommen über die Rechtsstellung der katholischen Kirche auf seine Verfassungskonformität. Von diesem Entscheid wird laut Stres die Ratifizierung im Parlament abhängen. In Slowenien gelte der Glaube - auch unter Katholiken - als Privatangelegenheit. Diese "liberale Ideologie" präge Politik und Medien und knüpfe an die kommunistische Zeit an, wie der Marburger Weihbischof sagte: Die damaligen Einschränkungen spiegelten sich nach wie vor in vielen Gesetzen und vor allem in der Mentalität der Bevölkerung. Stres zitierte die Auffassung eines Soziologen, wonach grundlegende Änderungen des politischen Systems in drei Monaten zu schaffen seien, eine wirtschaftliche Neuausrichtung in drei Jahren, ein Wandel in der Mentalität aber erst nach drei Generationen. "Die
Kirche kann nur hoffen, dass es tatsächlich nicht so lange dauert", so Stres.


© Mitteleuropäischer Katholikentag 2004